StudiFAarabischeländer

Arabischsprachkurs 14.02.09 bis 02.03.2009

Erfahrungsbericht Erna Kornelis

Am Valentinstag um Mitternacht ging es los im Schneegestöber nach Frankfurt zum Flughafen.
Dort trafen wir uns mit Mostafa, unserem Arabischlehrer zum Check-in für unseren Condorflug
nach Hurghada in Ägypten. Wir, das sind Klara, Katja und ich vom Zentralen Sprachlabor aus
Heidelberg und Verena aus Karlsruhe.
Um 9:15 Uhr landen wir in Hurghada (1h Zeitunterschied), wo wir von Mostafas Vater mit dem
Minibus abgeholt werden zur einstündigen Weiterreise nach Safaga, wo wir für die nächsten zwei
Wochen unser “Basislager” haben werden. Bei angenehmen 25 Grad akklimatisieren wir uns
langsam im “Oroba-Centre” von Mostafa und seinem Vater, beziehen unsere gemütlichen Zimmer
und beobachten die regen Bautätigkeiten rund um das Haus. Wie anders das Licht hier ist
verglichen mit Deutschland!
Leider ist Verena seit ihrer Ankunft in Hurghada unwohl und sie legt sich mit einer ordentlichen
Magen-Darmverstimmung ins Bett. Wir anderen geniessen dagegen das leckere Mittagessen in der
Küche – es gibt Fisch, Reis, gefüllte Zucchini, Bohnen und Tahina. Wir dürfen uns ein paar Stunden
erholen nach der anstrengenden Nacht und haben dann unseren ersten Unterricht in Ägypten im
eigens eingerichteten Klassenzimmer. Danach gibt es Abendessen, Fladenbrot mit Käse, schwarzem
Honig mit Tahina und leckerem Feigenmus, dazu Tee und einer gemütlichen Diskussion über den
Sinn und Unsinn des Doktorierens.
Zum Abschluss machen wir noch einen Spaziergang durch das angrenzende Viertel und sehen uns
in einem Obstladen und einer Bäckerei um.
Der Muezzin ruft fünf Mal am Tag zum Gebet, bei Sonnenaufgang gegen 05:00 Uhr, am Mittag, um
15:00 Uhr, bei Sonnenuntergang und um 20:00 Uhr – wir sind in einer anderen Welt! Heute hier in
Deutschland denke ich oft daran, wie mir diese Gebetsrufe irgendwann als beruhigende Routine
erschienen, die unseren Tag gliederten.
Der Tag endet gegen Mitternacht.
Am nächsten Morgen aufstehen um 07:15 Uhr, duschen und dann gleich der Besuch bei Verena, der
es wieder gut geht. Ironie des Schicksals - nun liegt Klara flach mit den gleichen Symptomen. Es ist
heute sehr windig, wir müssen uns in Acht nehmen vor Zugluft. Heute haben wir von 9:15 bis 12:30
Uhr Unterricht, und nochmal am Abend. Am Nachmittag waren wir am Strand und haben dort einen
“bairischen Ägypter” kennen gelernt. Heute Abend gehen wir alle, außer Klara in ein Cafe ins
angrenzende Viertel. Das Lokal ist sehr rustikal und typischerweise zur Strasse hin offen. Es sind
nur männliche Gäste dort, die ihre Shisha rauchen, ein Fernseher läuft im Hintergrund. Wir trinken
Tee und Kaffee und spielen einige Partien Backgammon, das scheint eine Art Nationalzeitvertreib
zu sein.
Am nächsten Morgen sind alle wieder gesund und auf den Beinen und wir geniessen unser erstes
Frühstück zu fünft, bei dem wir auch diskutieren, welche Exkursionen wir machen möchten. Der
Unterricht fängt um 10:00 Uhr an und endet für das Mittagessen, wieder Fisch mit Reis und
Okraschoten. Dazu Zitronenladungen von “Dr. Mostafa”, der sich rührend um uns sorgt damit nicht
noch jemand wegen Krankheit ausfällt. Nach dem Mittagessen nehmen wir ein sehr rustikales
Sammeltaxi Richtung Süden in die Altstadt von Safaga, die sehr anders aussieht als gedacht. Es gibt
eher wenig zu sehen und auf den Strassen liegt viel Unrat, da die Ägypter sehr sorglos mit ihrem
Müll umgehen. Der Wind verweht dann alles. Trotzdem freuen wir uns über diesen authentischen
Einblick in das Leben vor Ort. Müde kehren wir zurück, aber die Hausaufgaben wollen noch
erledigt werden... Nach einer kleinen Siesta dann Unterricht bis 21:00 Uhr und Abendessen, und vor
dem zu Bett gehen noch etwas fernsehen.
Heute gibt es leckeres Omelett zum Frühstück. So gestärkt bringen wir den Unterricht am Morgen
gut hinter uns. Heute essen wir einmal nicht zu Hause zu Mittag, sondern gehen zu “Ali Baba”, wo
wir auf der gemütlichen Terrasse unseren Fisch essen. Danach gehen wir gemeinsam zum Strand,
wo wir Schach spielen und von unserer ägyptischen Bekanntschaft mit dem Faible für Deutschland
auf ein Getränk eingeladen werden. Zurück im Oroba Haus nehmen wir erstmal eine warme
Dusche, heute war der Wind recht kalt, und dann geht es zum Unterricht. Einige von uns gehen
noch in die Stadt zum Internetcafe, während ich zu Hause bleibe und meine Koffer packe, denn
morgen um sechs Uhr in der Früh geht es auf nach Assuan, wo übermorgen unser Schiff nilabwärts
Richtung Luxor ablegt.
Ich bin ein bisschen erkältet durch die Zugluft, nehme mir aber vor mich auch weiterhin nach dem
Zwiebelprinzip zu kleiden. Ich fühle mich im Haus und in der Gruppe sehr wohl, auch wenn mein
Arabisch nicht so gute Fortschritte macht wie ich erhofft hatte. Jedoch wissen mich Mostafa und die
anderen gut zu motivieren nicht aufzugeben.
Um 05:45 Uhr verlassen wir im Minibus Safaga und fahren durch die Berge in die Wüste. Das
Panorama mit der aufgehenden Sonne in der kargen Landschaft ist für mich als Wüsenliebhaberin
sehr eindrucksvoll und ich komme ins Träumen... Am späten Morgen erreichen wir das grüne Niltal
und Qena, von dort geht es am Nil entlang bis nach Luxor, wo wir eine Teepause einlegen. Essen
tun wir heute im Bus, mit den grosszügigen Fresspaketen von Mostafas Eltern. Über Edfu und
KomOmbo erreichen wir gegen 13:00 Uhr Assuan. Dort sehen wir sehr viele Touristen, ein
ungewohnter Anblick für uns nach der arabischen Ruhe in Safaga. Wir haben kurz Zeit uns in
unseren wunderschönen Kabinen mit Panoramafenstern auf dem Schiff umzuziehen, dann geht es
auf zur ersten Attraktion in Assuan, dem “unvollenendeten Obelisken” in einem altägyptischen
Steinbruch. Es ist unglaublich heiss in Assuan, aber unser Fremdenführer Mahmoud weiss unsere
Aufmerksamkeit trotz der sengenden Sonne gut zu fesseln. Nach einer eher hektischen
Besichtigung des Staudammes von Assuan fahren wir weiter zum Motorboothafen zur Überfahrt
auf die Insel Elephantine. Wir besichtigen den Tempel in der Abendsonne und erhalten viele sehr
interessante Informationen von Mahmoud, der ein grosses Wissen über die altägyptische Kultur
vorweisen kann. Die Besichtigung war ein absolutes Highlight!
Am Abend setzen wir uns auf die Corniche ans Nilufer um den Sonnenuntergang zu betrachten. Das
Licht ist hier in Assuan wirklich sehr stimmungsvoll und der Nil ist gespickt mit Feluken, den
kleinen Boten mit ihren grossen, weissen Segeln – es ist als betrachte man eine Postkarte.
Während die anderen am späten Abend noch Assuans Souk unsicher machen, lege ich mich früh
schlafen.
Nach dem Frühstück auf dem Schiff fahren wir mit Mahmoud in einem kleinen Motorboot weiter
nilaufwärts durch ein Vogelschutzgebiet mit vielen Felsen. Früher war hier das berühmte erste
Nilkatarakt mit seinen Stromschnellen, heute ist durch den vorgelagerten Assuanstaudamm der
Wasserspiegel stark abgesunken und die Felsen liegen offen da. Im dichten Schilfdschungel lassen
sich viele Vögel beobachten. Wir erreichen das Nubierdorf zu dem wir unterwegs sind, das wir aber
leider nur kurz besichtigen können – es hat gerade mal für einen Tee gereicht. Der Ausflug hat sich
aber trotzdem gelohnt, denn es ist schon ein besonderes Erlebnis durch einen grünen Schilfwald zu
fahren während am Ufer bis an den blauen Himmel hinauf reichende, gelbe Sanddünen
emporwachsen auf denen auch Kamelkarawanen umherziehen.
Nach dem Mittagessen legt unser Schiff ab und wir liegen den Rest des Mittags auf dem Oberdeck
am Pool während links und rechts von uns Palmen und dahinter Wüste vorbeiziehen. Um halb fünf
erreichen wir KomOmbo, wo unser Schiff anlegt. Wir besichtigen den Tempel wieder mit
Mahmoud, der wieder viel Wissenswertes erzählen kann.
Nach dem Abendessen gibt es auf dem Schiff eine Galabiya-Party mit Animation und Tanz. Von
Salsa über Stocktanz bis zu Bauchtanz war alles dabei – und unsere Bauchtänzerin Verena übertraf
die Ägypterin um Meilen!
Nach der Party sind wir noch an Land gegangen – mittlerweile in Edfu – zu einem
Abendspaziergang durch die Stadt und einem Gute-Nacht-Tee am Kai. Ich erlaube mir im Schutze
der Dunkelheit auch ein paar Züge an einer Shisha-Pfeife, eigentlich habe ich bisher ausschliesslich
Männer rauchen sehen...
Gleich morgens um sechs Uhr am nächsten Tag geht es mit Pferdekutschen zum Tempel von Edfu.
Als Pferdeliebhaberin steige ich mit Bauchschmerzen in die Kutsche – die Hufe und Beine der Tiere
sehen nicht gut aus und auch das Geschirr scheuert – leider ist dies in Edfu das (für Touristen)
übliche Transportmittel und ich muss leider meinen Vorsatz über Bord werfen, nur mit gut
gepflegten und gut genährten Gespannen zu fahren. Nach der etwas hastigen Besichtigung
verpassen wir noch fast unser Schiff, es hat jedoch gewartet bevor es ablegt Richtung Luxor. Da uns
die kurze Nacht noch allen in den Knochen steckt, haben wir nach dem Frühstück erst mal
geschlafen und so die grossen Schiffsschleusen zwischen Edfu und Luxor verpasst. Für
Technikfreaks ist es sicher spannend zu sehen, wie so ein Nilkreuzer die vielen Meter
Höhenunterschied überwindet.
Nach dem Mittagessen ist wieder mal Unterricht auf dem Deck angesagt, der aber erfreulicherweise
vom Fünf-Uhr-Tee unterbrochen wird.
In Luxor gehen wir noch etwa zwei Stunden spazieren, an der Corniche entlang und um den
Luxortempel mit der Moschee herum. Hier findet das Leben auf der Strasse statt und wir haben viel
zu sehen.
Auf dem Schiff mache ich mir etwas Sorgen über die geplante nächtliche Fahrt von Safaga nach
Kairo am Sonntag Abend, da es in Ägypten Sitte ist, auch nachts ohne eingeschaltete Scheinwerfer
zu fahren und der Fahrstil der Ägypter „anders“ ist als es ein Europäer gewohnt ist. Wir
beschliessen, trotzdem nachts zu fahren und ich nehme mir vor, vor der Fahrt einfach eine
Schlaftablette einzuwerfen, damit ich frisch und ohne Sorgen in Kairo aufwachen kann.
In Luxor treffen wir uns aber am nächsten Tag zunächst mit Shaban, unserem neuen Führer, der uns
zum Tal der Könige und zum Hatschepsut-Tempel begleiten wird. Die Besichtigung der Gräber ist
in der enormen Hitze ganz schön anstrengend aber doch eine Erfahrung für sich: über Treppen und
schmale Leitern steigt man bis zu 12 Meter hinab in die alten Grabschächte, an denen unten die
reich bemalten Grabkammern warten. Schätze sind in ihnen nicht mehr enthalten, wir werden sie in
Kairo im Ägyptischen Museum bewundern können.
Nach den Besichtigungen fahren wir wieder zurück nach Safaga, wo wir am frühen Abend
eintreffen. Nach dem Abendessen fallen alle todmüde ins Bett.
Am nächsten Tag haben wir wieder zwei Unterrichtseinheiten, eine morgens und eine abends. Ich
gehe früh schlafen, denn um Mitternacht geht es auf nach Kairo.
Als ich um halb zwölf aufwache, erhalte ich zu allererst die Nachricht, es habe einen Anschlag im
Zentrum Kairos gegeben. Nachdem der erste Schreck verdaut ist, fahren wir trotzdem los, ganz im
Vertrauen auf die nach solchen Vorfällen üblicherweise stark erhöhten Sicherheitsbedingungen. Wie
geplant verschlafe ich die Fahrt und wache just in dem Moment auf, in dem wir Kairo erreichen. Es
ist Morgen und doch ist in Kairo schon viel Verkehr auf den Strassen. Der Verkehr ist überhaupt ein
echtes Abenteuer in Kairo – es ist übervoll, alle fahren hupend kreuz und quer wie die Boxautos
und doch scheint das Treiben irgendein für uns Europäer undurchschaubares System zu haben, denn
Unfälle gibt es so gut wie keine. Ich fühle mich hier sogar sicherer als auf den leeren
Wüstenstrassen. Es ist wirklich spannend anzusehen, denn Bus, Auto und Lastwagen, Fussgänger,
Eselskarren, Pferdekutschen und sogar vereinzelt ein Kamel, alles ist vertreten!
Mostafa hat heute einige Behördengänge zu erledigen und so begleitet uns sein Vater die nächsten
zwei Tage. Nach dem Einchecken im Hotel lernen wir unsere Reiseführerin und den unseren Fahrer
kennen. Als erstes steht das Ägyptische Museum auf dem Programm, das auch sehr anders
aufgebaut ist als europäische Museen. Das Museum ist nicht sehr modern, sehr vollgestellt und
daher recht unübersichtlich , einzig Tutanchamuns Totenmaske und sein Sarkophag sind in einem
modernen Raum hinter Glas ausgestellt. Diese Schätze sind zwar sehenswert, viel interessanter fand
ich jedoch seine übrigen Grabbeigaben, ganze Wohnungseinrichtungen und viel Kriegsgeschirr wie
Kutschen und Waffen. Hier herrscht weniger Gedränge und man kann alles in Ruhe betrachten.
Zum Mittagessen landen wir der Einfachheit halber im McDonald's und fahren dann weiter zu den
Pyramiden nach Gizeh, etwas ausserhalb aber gut in Sichtweite von Kairo. Unsere Führerin ist
leider etwas wortkarg, sie erklärt uns ausser den Eckdaten nicht viel und lässt uns auch etwas mit
den Bakshishjägern vor den Pyramiden im Stich. Hier rettete mich ein kluger Satz aus meinen
Reiseführer, der da lautete: „Steigen Sie nicht zu einem Ägypter auf ein Kamel!“ - dies hat mich vor
einem teuer bezahlten Souvenirfoto bewahrt.
Ich hatte jedoch noch die Möglichkeit, mit Klara auf einem kleinen Araberpferd an den Pyramiden
vorbei zu galoppieren – ein kleiner Traum, den ich mir da erfüllt habe. Tja, das Pferd war verritten,
der Sattel unbequem, der Ritt zu kurz und viel zu teuer, aber hey, das muss man gemacht haben! :)
Nach den Pyramiden geht es zur Sphinx, die auch sehr touristisch überlaufen ist, aber auch diese
Sehenswürdigkeit ist ein Must auf jeder Ägyptenreise.
Zurück im Hotel ruhen wir uns etwas aus, treffen Mostafa und machen uns dann auf zum Khan-el-
Khalili-Basar wo wir für Verena versuchen werden, ein Bauchtanzkleid aufzutreiben. Nach
erfolgreicher Mission essen wir im hübsch eingerichteten Restaurant „Filfilla“ zu Abend, wo ich
mich über „Shakshouka“, meinem neuen Favorit auf ägyptischen Speisekarten freue.
Auf der Rückfahrt im Taxi schlafen wir fast alle ein, denn nach dem langen Tag mit Shopping bis
um Mitternacht sind wir alle wirklich todmüde.
Morgens um acht Uhr machen wir uns auf die dreistündige Fahrt nach Alexandria, hoch bis an die
Mittelmeerküste. Diesmal sind wir ohne Fremdenführer unterwegs, da wir unser Programm in
diesen Tagen etwas individueller und stressfreier gestalten möchten. Nachdem unser Fahrer doch
noch einen Umweg zu irgendwelchen Katakomben gemacht hat, die wir eigentlich gar nicht
besichtigen wollten, kommen wir im Hotel an. Das Hotel „Paradise Inn Windsor“ ist wirklich
atemberaubend – gleich an der Corniche gelegen beeindruckt der alte Prachtbau mit hohen Decken,
viel Kristall und Marmor und einem echt antiken Fahrstuhl. Die Zimmer sind sehr royal und wir
kommen uns vor wie richtige Ladies aus der Kolonialzeit.
Mittagessen gibt es bei „Mohammad Ahmad“, einer in Ägypten wohl recht bekannten
Restaurantkette. Wir bestellen uns einen Tisch voll „Alles“ und freuen uns wie die Kinder über
zahlreiche Schälchen und Schüsselchen mit den verschiedensten Leckereien, über die wir gleich
herfallen. Danach fahren wir zur berühmten Bibliothek von Alexandria. Diese ist in einem
architektonisch sehr interessanten Bau untergebracht und beherbergt auch einige Photo- und
Kunstausstellungen, in denen wir viel über Alexandrias Geschichte erfahren.
Danach – es ist schon fast wieder Abend – nehmen wir ein Taxi Richtung Osten, an der Corniche
entlang. Alexandria erstreckt sich über etwa 12 km an der Küste und dies ist die beste Möglichkeit,
sich einen Eindruck von der Stadt zu verschaffen. Nach einer Weile steigen wir aus und sehen am
Strand der Sonne zu, wie sie langsam im Mittelmeer versinkt. Wieder im Zentrum genehmigen wir
uns einen Tee am Strassenrand und nehmen die sehr alte Strassenbahn Richtung Souk. Dort kaufen
wir uns alle Kopftücher, damit wir nicht so als Europäerinnen auffallen. Einerseits ist dies eine
Vorsichtsmassnahme in Anbetracht des Anschlags in Kairo, und andererseits kann man sich getarnt
als Einheimische auf den übervollen Märkten freier bewegen, da so nicht jeder findige Händler die
Chance wittert, einer Touristin seine Ware andrehen zu können. Nach einer Tour über den Souk
finden wir uns zum Abendessen auf vielfachen Wunsch wieder bei „Mohammad Ahmad“ ein und
kehren dann zurück ins Hotel.
Nach dem Frühstück mit Meeresblick geht es am nächsten Morgen wieder zurück nach Kairo. Dort
besuchen wir das Alte Kairo und besichtigen die sogenannte Totenstadt, eine koptische Kirche und
zwei Moscheen. Danach fahren wir wieder zum Khan-el-Khalili, wo wir alle ausgiebig nach
Souvenirs jagen wollen. Mostafa macht geduldig mit und hilft „seinem Harem“ beim Feilschen um
den richtigen Preis. Wir holen Verenas Bauchtanzkleid ab und machen uns auf die Suche nach
einem guten Wörterbuch Deutsch-Arabisch, die sind hier natürlich viel günstiger zu erwerben als zu
Hause. Auch Kinderbücher stehen auf der Liste, die für uns Anfänger genau das Richtige sind zum
Üben. Im Basar suchen wir dann noch nach einer schönen Galabiya für Katja. Irgendwann zwischen
Gewürzen, Schmuck und Kunstgewerbe hat uns dann alle der Shoppingrausch ereilt, und wir
geniessen die Vielfalt in vollen Zügen. Die Euphorie erreicht um Mitternacht (!) seinen Höhepunkt
in einem Glasbläserladen, in dem vor allem Klara und ich uns vor Begeisterung fast überschlagen ;)
Am nächsten morgen geht es wieder zurück auf die lange Fahrt nach Safaga. Wir werden noch ca.
eine Stunde lang aufgehalten, weil man uns ohne besonderen Polizeischutz eigentlich nicht
losfahren lassen will – nach dem Anschlag werden reisende Ausländer noch gründlicher überwacht
als sonst. Mostafa kann die Militärs dann aber doch noch davon überzeugen uns losfahren zu lassen,
und so reisen die „khamsa almaany“, die fünf Deutsche, von Checkpoint zu Checkpoint bis nach
Safaga. Während der siebenstündigen Fahrt legen wir unterwegs noch eine Mittagspause im
„Sahara Inn“, einer Art Raststätte ein. Wir können der Versuchung nicht widerstehen und bestellen
uns ganz wie echte Touristen Pizza, Cheese Maccaroni und Cola. Nach der Ankunft im Oroba
Centre fallen wir müde ins Bett.
Der nächste Tag beginnt früh um halb acht. Wir haben heute Unterricht bis kurz vor zwölf. Mostafa
geht zum Freitagsgebet in die Moschee und zum Mittagessen treffen wir uns bei „Ali Baba“.
Irgendwie scheinen wir unser westliches Essen doch mehr zu vermissen als gedacht und wir
bestellen wieder Nudeln, Pommes und Knoblauchbrot. Danach haben wir einen Nachmittag zur
freien Verfügung, den ich mit schlafen verbringe, da ich von den vielen Reisen doch recht erschöpft
bin. Von 18:30 bis 21:00 Uhr haben wir wieder Unterricht, danach gibt es Abendessen.
Anschliessend hat uns Verena in ihrem neuen Kleid drei Bauchtänze vorgeführt, was wirklich sehr
beeindruckend und schön anzusehen war.
Am nächsten Tag haben wir von 08:30 bis 12:00 Uhr Unterricht. Nach dem Mitagessen bei „Ali
Baba“ gehen die anderen mit dem Boot auf einen Schnorchelausflug zu einer nahe gelegenen Insel.
Die Riffe am Roten Meer sind ja weithin als Taucher- und Schnorchelparadies bekannt. Abends
haben wir nochmals einige Stunden Unterricht und nach der von Klara geschmissenen
„Pommesparty“ bei „Ali Baba“ laufen wir noch zum Zentrum des Viertels in die Strassenkneipe
und trinken einen Tee.
Auch am Sonntag Morgen gibt es wieder Unterricht, denn wir waren viel auf Exkursionen
unterwegs und müssen ja unser Lernpensum noch erfüllen. Statt dem geplanten Unterricht haben
wir Mittags noch eine sehr interessante und angeregte Diskussion über Religion und speziell den
Islam.
Um kurz nach eins fahren wir zu einem weiteren „Ali Baba“ Restaurant ausserhalb des Zentrums.
Von dort holt uns eine Stunde später eine kleine Karawane, bestehend aus zwei Pferden, zwei
Kamelen und einem Esel ab – wir ziehen in die Wüste! Jeweils zwei steigen auf ein Kamel, ich reite
ein Pferd, da ich mit Kamelen eher auf Kriegsfuss stehe. Der Auslug dauert um die vier Stunden,
der Ritt war toll und ich konnte auch etwas auf eigene Faust reiten. Die karge Landschaft rund um
Safaga hat uns alle bezaubert – wieder ein Sonnenuntergang, diesmal in der Wüste. Auch zu lachen
gab es noch einiges, denn es gab trabende Kamele und einen denkwürdigen Galopp von Mostafa
auf dem Esel...
Nach einem kurzen Abendessen legen wir uns zum letzten Mal in Safaga ins Bett.
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf und fahren zum Flughafen nach Hurghada. Über Sharmel-
Sheikh fliegen wir nach Frankfurt, wo wir am frühen Abend landen. Die Wiedersehensfreude mit
den Angehörigen ist bei allen gross, und so trennt sich unsere Gruppe nach 16 wundervollen Tagen.
Beim Bummel durch die Hauptstrasse in Heidelberg bemerke ich, dass ich einen kleinen
Kulturschock nach der Rückkehr zu überwinden habe – es spricht mich niemand an, alle gehen ihre
Wege in ihre Gedanken versunken, hier gibt es kein reges Treiben, niemand preist laut seine Waren
an – wo bin ich hier?
Ich erinnere mich gerne zurück an die wundervolle Reise, sie hat mir viele neue Eindrücke beschert
und ich habe neue Freunde durch sie gewonnen. Nach Ägypten, besonders nach Kairo, zurück zu
kehren nehme ich mir fest vor. Ich bin dankbar, dass ich dieses Land mit einem Einheimischen,
unserem Lehrer Mostafa, besuchen durfte, denn ich bin mir sicher, dass man als Tourist ohne
Kulturführer und Dolmetscher, womöglich noch unterwegs in einer grossen Reisegruppe, weniger
und sicher nicht so authentische Eindrücke Ägyptens gewinnt.
Erna Kornelis.
 
 
 

Home | Über StudiFA | Sprachkurse | Reisevorberetungsseminare | SiteMap | Kataloge | Impressum | Datenschutz | Jobs | AGB | Newsletter abonieren? | DESIGN BY CO-RINA